HANNI ALBERTS

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Aktualisiert am 12.02.2016

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Radiosendung: "Demenz - wenn die Datenbank im Kopf gelöscht wird."

Auszug aus dem Interview

 zwischen Franziska Drewes, Reporterin NDR 1, und Hanni Alberts.
Radiosendung NDR 1, Radio MV Mecklenburg-Vorpommern, 23.10.2012,
Thema: „Demenz – wenn die Datenbank im Kopf gelöscht wird.“

 

Franziska Drewes stellte unter anderem die Frage: Sie nennen Ihr Buch Krise? Fragezeichen und dann Ja, bitte! Ausrufezeichen. Das heißt, Sie haben sich dieser Krisensituation gestellt und viele positive Erfahrungen sammeln können. Welche waren für Sie da am eindrucksvollsten?

 

Hanni Alberts antwortete darauf wie folgt: Dass man persönlich als Pflegender mit der eigenen Einstellung zu der Krankheit viel verändern kann. Man kann das als Horror sehen und als Schicksalsschlag, warum ich, warum meine Mutter? Und man kann es aber auch annehmen und sagen, gut, das ist jetzt ein weiterer Schritt im Leben, den ich mitgehe. Ich bin so aus meinem Selbstmitleid heraus und habe die Krankheit Demenz/Alzheimer akzeptiert für mich.

 

Franziska Drewes: Sie schildern ja in Ihrem Buch schonungslos und ehrlich, wie Sie Ihre demenzkranke Mutter gepflegt haben. Warum war das für Sie so wichtig, im Buch auch wirklich ehrlich und schonungslos zu berichten?

 

Hanni Alberts: Das war mir ein großes Anliegen. Ich wollte die Dinge ganz konkret und ehrlich benennen, so dass jeder Pflegende weiß, das kommt auf mich zu und damit muss ich lernen umzugehen. Und das ist für mich immer noch ein Tabu in dieser Gesellschaft, worüber man nicht gern spricht vor Scham und weil es einem auch peinlich ist.

 

Franziska Drewes: Was raten Sie denn Betroffenen und auch Angehörigen? Wie können Sie positiv mit der Diagnose Demenz umgehen?

 

Hanni Alberts: Mir hat zum Beispiel geholfen, dass ich meine langfristige Planung in eine kurzfristige geändert habe. Also man sieht so den großen Berg vor sich, was kommt alles auf mich zu? Und dann habe ich versucht, nur immer den Tag, den heutigen Tag für meine Mutter und für mich zu planen. Zu schauen, was kann ich ihr heute gutes tun, wie kriege ich die Probleme dieses Tages bewältigt und dann wurde der Berg zu vielen kleinen Hügeln, wo man denkt, okay, die kann ich bewältigen. Dann habe ich auch mal einen Tag frei genommen in der Woche ohne Verpflichtungen und habe mir eine Vertretung organisiert, was ich jedem nur empfehlen kann.

 

Franziska Drewes: Warum ist das so wichtig, sich selbst auch Zeit zu schenken?

 

Hanni Alberts: Man sollte auch auf die eigene Gesundheit achten. Man sollte schauen, dass man ein bisschen seine innere Mitte wiederfindet und auch sein eigenes Leben leben. Hobbys pflegen, mit Freunden sich austauschen, so dass man nicht komplett im Pflegealltag versinkt.

 

Franziska Drewes: Sie selbst schreiben auch für den Wegweiser Demenz des Bundesfamilienministeriums und Sie haben eine Rubrik auf der Internetseite der Deutschen Alzheimergesellschaft. Sie klären also auf. Warum ist für Sie diese Aufklärung bei dem Thema Demenz so wichtig?

 

Hanni Alberts: Weil ich immer daran denke, mir hätte es damals in dieser Situation sehr geholfen und ich möchte anderen jetzt Hilfe geben, mit dieser Situation umzugehen und auch ein bisschen von den erfreulichen Seiten im Pflegealltag berichten, die möglich sind, wenn man so ein bisschen Routine bekommen hat und wieder mehr Sicherheit hat.

 

Franziska Drewes: Herzlichen Dank Hanni Alberts. Sie selbst hat Ihre demenzkranke Mutter gepflegt und über Ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben. Krise? Ja, bitte! – Schicksalsschläge meistern bei Demenz und Tod von Angehörigen.